Article Number: 5711
Soft Cover, English, Thread Stitching, 169 Pages, 2013
Ursula Mayer

But We Loved Her

availability unknown, if interested please write an email

BUT WE LOVED HER – der Titel von Ursula Mayers Ausstellung entstammt einer Abbildung in der britischen Tageszeitung The Independent vom 17. April 2013, vom Tag, an dem Margaret Thatcher beigesetzt wurde. Die in London lebende Künstlerin sammelte in den Tagen nach Thatchers Ableben alle Zeitungsartikel und stellt diese vier Worte programmatisch ihrer Ausstellung in Wien, aber auch einer Werkphase voran, in der Fragen zu den Möglichkeiten neoliberaler Identität, zur Konsumkultur in einer postkapitalistischen Gesellschaft und zu deren Vorläufern im Vordergrund stehen.

Ausgehend von Quellen aus Film, Philosophie, Politik und Kultur stellt Ursula Mayer ideengeschichtliches Text- und Bildmaterial neu zusammen und entwickelt daraus ein vielschichtiges Geflecht autonomer Aussagen und Konzepte. Sie beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit Strategien der filmischen Bildfindung, in denen gesellschaftliche Normen zementiert werden, um genau diese konventionellen Bilder durch die Zerlegung der filmischen Sprache in ihrer Konstruktion offenzulegen, zu verändern und zur Disposition zu stellen.

Ausgangspunkt der großen institutionellen Einzelausstellung von Ursula Mayer sowie gleichzeitig des ersten gemeinsamen Ausstellungsprojekts der Ursula Blickle Stiftung und des 21er Haus ist eine Trilogie aus den Filmen GONDA (2012), MEDEA (2013) sowie der 16mm-Doppelprojektion Cinesexual (2013). Deren Hauptdarsteller, das Model Valentijn de Hingh und die Musikerin JD Samson, bewegen sich zwischen so unterschiedlichen Figuren wie Ayn Rand, Margaret Thatcher, Medea und Jason, um letztlich in einer Two Sides to Every Story-Referenz auf Michael Snow aufeinanderzutreffen und die Fäden miteinander zu verbinden. Hier wird eine Schwellensituation inszeniert, um die Oppositionen einer binären Weltanschauung aufzulösen. Mayers Aktualisierung grundsätzlicher gesellschaftlicher Themen reicht von der antiken Migrationsgeschichte von Euripides’ Medea bis in die heutigen Unruhen in der arabischen Welt hinein und stellt so eindringlich die Frage nach der zeitgenössischen conditio humana. Es handelt sich um Fragen zu Individualismus und persönlicher Freiheit, zu Affekt und Grenzzustand menschlicher Destruktivität. Die von der Autorin und Kunstkritikerin Maria Fusco und der Filmtheoretikerin Patricia MacCormack nach Originaltexten verfassten Filmscripts verwickeln den Betrachter in die sinnliche Welt des filmischen Narrativs, um ihn gleichzeitig in die individualistische Jetztzeit zu katapultieren. Die Filme werden in die Ausstellungsfläche hineingetragen, in ein tableau vivant aus unterschiedlichen Objekten und Szenarien wie z. B. den Körpermaschinen von Bruno Gironcoli, das aufgrund seiner sozialen und psychologischen Verwicklungen den Betrachter in den Bann zu ziehen vermag. Durch versteckte Hinweise und kodierte Anhaltspunkte wird die Wahrnehmung auf einen labyrinthischen Pfad sinnlicher und intellektueller Verführung dirigiert.

Source: http://www.21erhaus.at/de/ausstellungen/ausstellungsvorschau/ursula-mayer--e78304