Der Mensch, der in der Farbe ging
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Die Abwesenheit im Monochromen
Vom Gang des Volkes Israel durch die Wüste über die Kirchen des Mittelalters in Italien, Frankreich und England bis hin zur Gegenwartskunst eines James Turrell verfolgt Georges Didi-Huberman seine Titelgestalt eines gehenden Menschen, der sich im absolut verlassenen Raum der reinen Farbe und nichts sonst gegenüber sieht.
»Der Ort dieses ausgedehnten Gehens ist ein riesiges Monochrom. Es ist eine Wüste. Der Mensch geht im sengenden Gelb des Sandes, und dieses Gelb hat für ihn keine Grenzen mehr. Der Mensch geht im Gelb, und er versteht, dass der Horizont dort hinten ihm nie als Grenze oder als ›Rahmen‹ dienen wird, er weiß, jenseits davon ist der gleiche glühende Ort, immer gleich und gelb bis zur Verzweiflung. Und der Himmel, der nur einen Mantel aus glühendem Kobalt bietet, den man nicht unmittelbar anschauen kann, wie könnte er diese farbige Einkerkerung lindern?«
Das Motiv des Abwesenden durchzieht den gesamten Text, so etwa das Bilderverbot und das Sich-Entziehen Gottes während des Exodus, oder die Unähnlichkeit als zentrales Moment der mittelalterlichen Kunst, in der Licht und Farbe die Kirchen durchfluten. In seinen Lichtinstallationen, die nicht selten abgeschlossene Kammern sind, verleiht James Turrell dem vermeintlich Immateriellen — dem Zwischenraum, dem Lichtstrahl, dem Himmel, der Finsternis, der reinen Farbe — Masse und Dichtigkeit. Er schafft Farbräume, in denen nicht viel Platz zum Gehen ist. Und wenn die Betrachtung eines Kunstwerks einem Gehen durch die Wüste vergleichbar wäre?