Globale Immunität oder eine Kleine Kartographie des europäischen Bildungsraums
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Das Buch verdankt sich einem tiefen Unbehagen daran, wie im Kontext der Globalisierung über Erziehung und Bildung gesprochen wird.
Wer eigentlich, so fragen sich die Autoren, sollen die Bewohner dieser »Wissensgesellschaft« sein, und wie gestaltet sich ihr Zusammenleben? Wie sie zeigen, etabliert sich zur Konstruktion der »lernenden Gesellschaft« derzeit ein Bildungs-Regime, dessen Führungstechniken sie als diejenigen eines generalisierten Marktes aufweisen. Das Überleben des Einzelnen am Bildungsmarkt erfordert ein Regime der Selbstführung, das zum »Erwachsenwerden« anleitet und den vollen Einsatz menschlichen und sozialen Kapitals erfordert. Die Kartographie dieses neuen Bildungsraumes, die die Autoren entwerfen, zeigt aber auch, was nicht willkommen ist – und damit das, was insgesamt auf dem Spiel steht. Denn das vorherrschende Regime versucht in seiner Forderung nach »rückhaltloser Erwachsenheit« etwas zu unterlaufen, was Masschelein und Simons als »Kindheit« beschreiben: etwas, das sich gerade nicht zum Einsatz bringen und kapitalisieren lässt. Gerade dies jedoch sei die zentrale Last und Verpflichtung (munus) unseres Zusammenlebens in Gemeinschaft (com-munis).
Mündet der heutige Bildungsdiskurs in einer »globalen Immunisierung«? Und wie könnte ein weltweiter (Denk-)Raum aussehen, in dem über Unterricht und Bildung anders gedacht, gesprochen und geschrieben werden kann? Fragen, in denen sich nicht weniger stellt als die Frage nach dem Zusammenleben. »Das Regime fordert uns auf, endlich ›erwachsen‹ und ›mündig‹ zu werden und uns von nicht selbstgewählten Verpflichtungen zu emanzipieren bzw. diese zu kapitalisieren. ›Unternehmerisch‹ sein markiert daher den Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unproduktivität – ›unproduktiv‹ sein ist das Unvermögen, sein menschliches Kapital ohne fremde Leitung einzusetzen.«
Sprache: Deutsch