Article Number: 620
Hard Cover, German, Staple Binding, 139 Pages, 2003
Martin Zeiller

Marcel Duchamp Druckgrafiken

Rare Book
€ 148.00

Marcel Duchamps druckgrafische Arbeiten sind ein bedeutendes Instrument seiner konzeptuellen Praxis und reflektieren seine kritische Auseinandersetzung mit Originalität, Autorschaft und Reproduzierbarkeit.

Anders als bei vielen seiner Zeitgenossen dienen druckgrafische Verfahren bei Duchamp nicht primär der Bildproduktion, sondern fungieren als Träger ideeller und sprachlicher Konzepte.

Ein zentrales Beispiel ist L.H.O.O.Q. (1919/1964), in dem er mittels Reproduktion und minimaler zeichnerischer Intervention (Schnurrbart auf einer Postkartenreproduktion der Mona Lisa) das Verhältnis zwischen Hochkunst und Alltagsbild, zwischen Original und Kopie, radikal infrage stellt. Auch seine Rotoreliefs (1935) nutzen Drucktechnik zur Herstellung serieller, kinetischer Objekte, die das Sehen selbst zum Gegenstand machen.

Besondere Relevanz kommt der Boîte verte (1934) zu – einer Sammlung von 94 druckgrafisch vervielfältigten Notizen, Skizzen und Diagrammen zum Großen Glas. Die Wahl der Druckgrafik als Medium ermöglicht hier nicht nur eine serielle Vervielfältigung, sondern betont die Gleichwertigkeit von Idee und Ausführung. Duchamps Interesse galt dabei weniger der handwerklichen Ausführung als vielmehr der Möglichkeit, über das gedruckte Bild eine konzeptuelle Vielschichtigkeit zu entfalten.

Seine druckgrafischen Arbeiten stehen exemplarisch für ein erweitertes Verständnis des Mediums Grafik: nicht als Reproduktionsform eines Originals, sondern als gleichwertige, eigenständige Manifestation konzeptueller Kunst. Der Katalog entstand zur Ausstellung 2003 in Wien.