Article Number: 11876
Soft Cover, German, Staple Binding, 118 Pages, 2019, Fotohof
Hans-Joachim Gögl, Agnieszka Roguski

Orly Zailer. AHNEN. Neue Porträts

€ 20.00

Die israelische Fotografin Orly Zailer stellt Aufnahmen aus Familienalben mit den Nachfahren der Dargestellten möglichst exakt nach. Rekonstruktionen jahrzehntealter Fotografien mit Töchtern oder Söhnen, Enkeln- oder Urenkelkindern, die für einen kurzen Moment in die Rolle ihrer Ahnen schlüpfen. Das Ergebnis sind Aufnahmen vermeintlicher Doppelgängerschaften mit einer fast magischen Ausstrahlung.

Wir alle haben Erfahrungen mit Familienähnlichkeiten. Wie oft hören Kinder, dass sie dem Onkel im selben Alter wie aus dem Gesicht geschnitten seien, dass man eher der Mutterlinie gleiche als jener des Vaters, Augen und Hände habe wie eine Tante... oder dass man merkwürdigerweise gar niemandem in der Sippe gleiche.

Die Fotografien von Orly Zailer halten etwas fest, das uns im Alltag nur flüchtig berührt, kurze Irritationen, die wir nicht weiterverfolgen: die meist amüsierte Bemerkung einer Verwandten, die Begegnung mit Verwandten bei einem Familienfest, ein überraschter Blick in ein Fotoalbum. Orly Zailer startete diese Werkserie 2012 mit Fotografien aus dem eigenen Familienalbum, mit Bildern von Freunden und Nachbarn. In Europa wurde die Arbeit bisher in London gezeigt. Auf dem Kontinent waren ihre Porträts noch nie zu sehen.

Im Rahmen von INN SITU wurde die Künstlerin eingeladen, diese Arbeit erstmals außerhalb von Israel fortzusetzen und im BTV Stadtforum umfassend zu zeigen.

Nach einem öffentlichen Aufruf in Tirol und Vorarlberg, bei diesem Projekt mitzumachen, begann sich eine Vielzahl von Familien mit dem Thema zu beschäftigen. Aus ihren Einsendungen wählte die Fotografin Bilder aus deren Fotoalben aus und sie lernte die Nachfahren in zahlreichen Begegnungen persönlich kennen. In einem aufwendigen Prozess wurden im Laufe von rund zehn Monaten Aufnahmeorte gesucht und gefunden, Kleidungsstücke, Mobiliar und Gegenstände auf den historischen Aufnahmen akribisch recherchiert.

Der dabei geführte Diskurs in den Familien, die Auseinandersetzungen mit dem eigenen Gewordensein, die unwiederholbaren Momente, in denen sich etwa eine Tochter für einen kurzen Moment in das Bild ihrer Großmutter verwandelt, sind die unsichtbare soziale Plastik, die in der Ausstellung wirkt.

Sprachen: Deutsch, Englisch