SASKIA OLDE WOLBERS
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Mit ihrer Ausstellung in der Secession zeigt die Videokünstlerin Saskia Olde Wolbers erstmals in Österreich eine Auswahl ihrer Werke, darunter die neue Arbeit Pareidolia (2011).
(Germ./Engl.)
Seit Mitte der 1990er-Jahre entwickelt Olde Wolbers fiktive Dokumentationen, die zumeist an tatsächliche Ereignisse angelehnt sind. Ihre komplexen Videos leben von der Kombination aus entrückt anmutenden, in minutiöser Handarbeit fabrizierten Modellwelten und dem scheinbar inneren Monolog der Offstimme ihrer hörbuchartigen Soundtracks. Die Filme wurden unter Wasser gedreht. In Farbe getauchte Miniaturen erzeugen eine labile Bildsprache, die den Denkprozess der Erzählerin in abstrakter Art und Weise illustriert.
Für die fiktionale Narration von Pareidolia (2011) dient die Situation als Basis, die zur Entstehung von Zen in der Kunst des Bogenschießens von Eugen Herrigel führte, einem im Japan der 1930er-Jahre angesiedelten Buch, das in der Nachkriegszeit in Europa zu einem Kultbuch wurde. In der Zen- Interpretation des Autors dreht sich alles um ein Ereignis, dessen Zeuge er wurde: das Abschießen zweier Pfeile in absoluter Dunkelheit durch seinen Lehrmeister, den exzentrischen Bogenmeister Awa Kenzo und das Spalten des ersten Pfeiles durch den zweiten. Pareidolia wird aus der fiktiven Perspektive dieses Dolmetschers und dessen Alter ego, einem Vogel, erzählt. Deren Betrachtungen zur Jagd im Gegensatz zum Zen-Bogenschießen und zur Entstehungsgeschichte des populären Buches unterlegen den Film.
Placebo (2002) ist angelehnt an das Leben von Jean-Claude Romand, einem Franzosen, der 18 Jahre lang vortäuschte, als Arzt für die Weltgesundheitsorganisation tätig zu sein. In Olde Wolbers' Video hört man den Bericht einer Frau, die nach einem Autounfall in einem Krankenhaus das Bewusstsein wiedererlangt. Die Geschichte spielt mit den Klischees von ehelicher Untreue und dem Phänomen der Pseudologia phantastica, einer Störung, bei der sich die Betroffenen ein alternatives Leben schaffen, das auf einem zwanghaften Lügengebäude aufbaut, welches zunehmend mit der Realität verschwimmt.
In Trailer (2005) wird einem Mann bei der Vorführung eines Kino-Trailers bewusst, dass er das uneheliche Kind zweier ehemaliger, nunmehr in Vergessenheit geratener Filmstars ist. Die Offenbarungen evozieren schließlich Erinnerungen an das Leben im Urwald, in welchem seine Eltern verschwanden, nachdem sie vergeblich darauf gewartet hatten, dort einen Film in Kinema Color zu drehen, einem obskuren Filmformat, das schon kurz nach seiner Erfindung wieder veraltet war.