Schattenseiten
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In seinem aktuellsten und sicher politischsten Buch untersucht François Jullien die Transformationen der Begriffe des ›Negativen‹ wie des ›Bösen‹ und konfrontiert deren spezifisch westliche Entwicklung mit dem chinesischen Denken.
Über die Kraft des Negativen
»Es scheint, dass das, was heute allgemein unter dem Namen der ›Globalisierung‹ gehandelt wird, radikal die Möglichkeitsbedingungen des Negativen verändert hat. Zuvor war das Negative der andere Block oder aber die andere Klasse. Doch die Globalisierung hat diese Äußerlichkeit, durch die Negatives (mit dem auch die Geschichte gearbeitet hat) sich entladen konnte, aufgelöst.
Sobald es außen nicht mehr das andere Lager gibt, wo das Negative angesiedelt werden kann, führt dies logischerweise zu seiner Verinnerlichung, denn das Negative verschwindet ja nicht, es wird vielmehr ›verdrängt‹ und agiert dann nicht mehr offen sondern im Geheimen.
Es kommt nun folglich darauf an, sich die Frage nach der hier am Werk befindlichen ›Logik‹ zu stellen. Denn ist der 11. September (2001) wirklich ein Ereignis, wie man behauptet hat, oder sogar das (urplötzliche) Ereignis schlechthin? Besitzt dieses Datum durch seinen Überraschungseffekt und dadurch, was es ausgelöst hat tatsächlich die Funktion eines Ereignisses? Ich möchte darin eher das plötzliche aber resultative Zutagetreten eines ›stillen Wandels‹ sehen und entnehme diesen Begriff dem chinesischen Denken.«